13.11.2025
09:00 - 09:45
Uhr
Vortrag
Processes & Workflows
Matthias Hamburg
German Testing Board
Die Rückkehr des Wertebereichstests
Bereits 1976 stellte Howden fest, dass Softwareprogramme zwei Arten von Fehlern enthalten: Verarbeitungsfehler und Datenfehler. Bei Verarbeitungsfehlern enthält ein Programmpfad eine falsche Verarbeitung; bei Datenfehlern werden einige Eingaben über einen falschen Programmpfad verarbeitet. Für das Finden von Datenfehlern wurde der Wertebereichstest (engl.: domain testing) als Testverfahren entwickelt, seine Effektivität empirisch bestätigt, und in der Praxis eingesetzt. Weitere wohlbekannte Testverfahren, die auf Datenfehler abzielen, sind Äquivalenzklassenbildung und Grenzwertanalyse. Diese haben aber gegenüber dem allgemeineren Wertebereichstest gewisse Einschränkungen.
Trotzdem hat ISTQB in 2019 entschieden, den Wertebereichstest nicht mehr zu unterrichten. Dies wurde mit dem Ergebnis einer Umfrage begründet, in der die Teilnehmer (meist Trainer) beklagt haben, dass das Verfahren zu schwer verständlich sei. Da sich auch die ISO-Norm 29119 Teil 4 dagegen entschieden hat, war der Wertebereichstest damit auf die dunkle Seite des Test-Universums verbannt.
Bei der Entwicklung des neuen Advanced Test Analyst Syllabus (Version 4) hat das ISTQB-Autorenteam die Vorteile und Herausforderungen des Wertebereichstests erforscht und entschieden, dieses Testverfahren von der dunklen Seite in die galaktische Republik der zertifizierten Tester zurückzuholen. Dabei waren einige Gefechte auszutragen, unter Anderem: Standardisierung der Terminologie, Fokussierung auf die Black-Box Anwendung, Auswahl der praktikablen Überdeckungsarten, und evidenzbasierte Begründung der Effektivität.
In diesem Vortrag erläutert der Autor die wichtigsten Aspekte des Domänentests. Der Aufbau der Tutorials ist:
- Der Wertebereichstest als allgemeines Testverfahren, das auf Wertebereichsfehler abzielt
- Die Überdeckungselemente beim Wertebereichstest: ON-, OFF-, IN- und OUT-Punkte.
- Die vereinfachte Wertebereichsüberedeckung nach Jeng und Weyuker
- Die zuverlässige Wertebereichsüberdeckung nach Forgács und Kovács
- Vorteile und Nutzen dieses Testverfahrens anhand von Beispielen

Matthias Hamburg, German Testing Board
Matthias Hamburg hat Mathematik und Informatik an der Universität Bonn studiert und in 1983 promoviert. Sein ganzes Berufsleben war er in der IT-Industrie tätig, zunächst als Entwickler und Architekt, ab 1997 bis zu seiner Pensionierung in 2019 als Testexperte. Zuletzt war er Managing Consultant bei der Sogeti Deutschland GmbH. Seine fachlichen Schwerpunkte sind bei der Testanalyse, Testmanagement und Testprozessverbesserung. Im German Testing Board (GTB) und seinem Dachverband ISTQB engagiert er sich weiterhin ehrenamtlich. Unter Anderem gibt er den Advanced Test Analyst Lehrplan und das Standardglossar der Testbegriffe in Englisch und in Deutsch heraus.