9:55 - 10:40 Uhr

Hinter dem Tellerrand - Potential für dedizierte Testarchitektur in komplexen Systemen (Vortragssprache: Deutsch)

Andre Männel
imbus AG

Hinter dem Tellerrand - Potential für dedizierte Testarchitektur in komplexen Systemen

Die digitale Transformation stellt für herkömmliche Maschinenbauansätze eine besondere Herausforderung dar. Um ausreichend zu testen, ob eine embedded Softwarelösung später in der geplanten Zielarchitektur richtig funktioniert, muss ein bedeutender Aufwand betrieben werden. Schließlich darf die Software nach Inbetriebnahme nicht zu Sicherheits- oder Safety-bezogenen Problemen führen.

Im Beispiel des Vortrags geht es um das Testdesign für den Systemtest von Bremssoftware für Hochgeschwindigkeitszüge im Auftrag eines großen Maschinenbauunternehmens. Die Aufgabe ist es, die Software ausreichend gut zu testen, um sie in unterschiedlichen Konfigurationen und Kombinationen des Zugherstellers zuverlässig betreiben zu können. Auch der Zughersteller, für den die Bremskomponenten geliefert werden, muss seine gesetzten Projektziele umsetzen.

Allerdings sind zu Beginn der Testphase meist noch keine ganzen voll ausgebauten neuen Züge verfügbar. Direkte Tests am Fahrzeug sind kostspielig und an enge Zeitpläne gebunden. Entsprechend wird die Software in mehreren Phasen zunächst an einem Systemprüfstand mit mehreren Racks, auf denen eine Simulation der erwarteten physikalischen Reaktionen läuft. Es handelt sich dabei um eine vom Kunden eigens entwickelte, auf LabView basierende, Umgebung.

Eckdaten und zugleich Herausforderungen an das Testdesign sind dabei:

  • ~20.000 teilweise direkt miteinander in Verbindung stehende Signale
  • ~500 Anforderungen die diese Verbindungen regeln
  • Zeitscheiben zwischen 50ms und 250ms
  • Kurze, aus vier Wagen bestehende, und lange, aus 8 Wagen bestehende, Zugkonfigurationen
  • mögliche Kombinationen von gekoppelten Zügen


Es wird gezeigt, mit welchen Ansätzen das Testdesign vorab geplant wurde und welche strategischen Punkte dabei beachtet wurden (bspw. das Vorgehen zur Automatisation). Von diesem guten Plan aus werden dann einige Pitfalls aus dem Projektalltag dargestellt. Durch eine dynamische Teststrategie und eine umfassende Testarchitektur konnten diese Herausforderungen abgefedert werden. Wie mit konsequenter Schnittstellenarbeit das Risiko von unberechenbaren Interdependenzen entschärft werden kann, bildet den Abschluss des Vortrags.

Der Beitrag richtet sich an alle Teilnehmer mit Interesse an neuen Ideen zum Testdesign in embedded Projekten. Vorkenntnisse zu embedded Testing sind nicht erforderlich.

André Männel, imbus AG

André Männel ist Testmanager bei imbus AG. Er ist seit über fünf Jahren im Softwaretest engagiert und schöpft dabei aus seinen mehr als 25 Jahren Erfahrung mit Computern und den Programmen, die auf ihnen laufen. Aktuell betreut er einen Kunden im embedded Umfeld bei Testkoordinierung, -design sowie Testautomatisierung.
Sein aktuelles Steckenpferd ist die Rolle des Testarchitekten und wie sie helfen kann, langfristig Projektkostenexplosionen zu vermeiden. André ist verheiratet und testet auch daheim mit seinen zwei Kindern. Zum Beispiel die Interpretation von "Zeit ins Bett zu gehen".